Uniklinik Würzburg: Video-assistierte OP-Aufklärung – bis zu 78% Zeitersparnis

In einer Studie mit 101 Patient:innen untersuchten die Verfasser Svenja Leicht, Leon Schütze, Johan F. Lock, Christoph-Thomas Germer, Johanna C. Wagner Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg den Einfluss der video-assistierten OP-Aufklärung. Die Ergebnisse der Studie fassen wir nachfolgend zusammen.

Video-basierte OP-Aufklärung als neuer Goldstandard: Effizienz, Qualität, Rechtssicherheit

Die chirurgische Aufklärung vor einer geplanten Operation gehört zu den grundlegendsten ärztlichen Tätigkeiten. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit digitaler Lösungen in der Gesundheitsversorgung ergeben sich allerdings auch im Bereich der Patientenaufklärung neue Möglichkeiten – wie zum Beispiel die Video-assistierte OP-Aufklärung. Hierbei kommt ein individuell zusammengestelltes Video zum Einsatz, welches das ärztliche Aufklärungsgespräch ergänzt. Die Hoffnungen, die mit dem Einsatz der Video-assistierten Patientenaufklärung verbunden werden, reichen von besserem Patientenverständnis bezüglich des geplanten Eingriffs über höhere Patientenzufriedenheit und geringere eingriffsbezogene Ängstlichkeit bis zu ökonomischen Aspekten wie möglicher Zeitersparnis für das aufklärende ärztliche Personal.

Eine aktuelle prospektiv cluster-randomisierte Studie der Universitätsklinik Würzburg liefert nun harte Evidenz: Der Einsatz individualisierter Erklärvideos – erstellt mit Technologie der medudoc – senkt den Zeitaufwand im chirurgischen Aufklärungsgespräch signifikant, ohne Abstriche bei der Patientenzufriedenheit.

Für Kliniken, MVZs und niedergelassene Fachärzte ergibt sich daraus ein skalierbares Transformationspotenzial in einem der risikointensivsten klinischen Kernprozesse.

Studienlage: signifikante Zeitersparnis bei höherer Patientenzufriedenheit

Die Studie untersuchte 101 Patient:innen vor elektiven Cholezystektomien und Koloneingriffen. Ziel dieser Studie war es die Video-assistierte OP-Aufklärung mit der konventionellen Aufklärung hinsichtlich der Aufklärungszeit sowie der Patientenzufriedenheit zu vergleichen. Es wurden PatientInnen vor Koloneingriffen und Cholezystektomien eingeschlossen und in eine Kontrollgruppe sowie eine Interventionsgruppe aufgeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt ein von der Firma medudoc Deutschland GmbH entwickeltes Video zur Aufklärungsunterstützung wohingegen die Kontrollgruppe nach bisherigem Hausstandard aufgeklärt wurde. Die Ergebnisse setzen neue Benchmarks:

1. Massive Zeitreduktion im ärztlichen Aufklärungsgespräch

Die Video-assistierte OP-Aufklärung reduzierte die Netto-Aufklärungszeit dramatisch:

  • Cholezystektomie:
    581,6 Sekunden (≈ 9,7 min) → 129,2 Sekunden (≈ 2,1 min)
    Zeitersparnis: ~78%, p < 0,001
  • Koloneingriffe:
    877,7 Sekunden (≈ 14,6 min) → 281,1 Sekunden (≈ 4,7 min)
    Zeitersparnis: ~68%, p < 0,001

Das entlastet hochqualifiziertes Personal dort, wo klinische Ressourcen am knappsten sind: im ärztlichen Kernprozess.

Unterschiedliche Zeitrauer des OP-Aufklärungs-Gespräches der Kontrollgruppe vs. video-assistierter OP-Aufklärung

2. Patientenzufriedenheit bleibt hervorragend

Trotz kürzerer ärztlicher Gesprächsdauer blieb das Qualitätsniveau stabil bzw. stieg leicht an:

  • Sehr gut: 75,5 %
  • Gut: 24,5 %

Kein negativer Impact – im Gegenteil: Die strukturierte Vermittlung trägt zu höherem Verständnis und geringerer präoperativer Ängstlichkeit bei.

Warum video-assistierte Aufklärung die Zukunft der klinischen Prozesse ist

1. Skalierbare Entlastung bei konstant hoher Aufklärungsqualität

Video-assistierte Aufklärung schafft ein neues Effizienzniveau im klinischen Workflow. Die Studie zeigt deutlich, dass der ärztliche Zeitaufwand im Aufklärungsgespräch drastisch sinkt, ohne die Qualität der Patienteninformation zu kompromittieren. Damit entstehen wertvolle Kapazitäten für Tätigkeiten, die direkt in die Behandlungsqualität einzahlen: intensivere Betreuung komplexer Fälle, präzisere therapeutische Planung oder engere Abstimmungen im interdisziplinären Team. Kliniken können dadurch operative Engpässe im Aufklärungspfad entschärfen und gleichzeitig die Grundlage einer rechtssicheren Informed Consent-Prozedur stärken. In Summe entsteht ein hocheffizienter, skalierbarer Prozess, der medizinisches Personal entlastet und die Versorgungssicherheit erhöht.

2. Individualisierte Erklärvideos als Hebel für patientenindividuellen Informed Consent

Ein zentraler Vorteil der video-assistierten Aufklärung liegt in ihrer Fähigkeit, hochkomplexe Eingriffe visuell, strukturiert und laienverständlich abzubilden. Die durch medudoc generierten Videos sind präzise auf den jeweiligen Eingriff zugeschnitten und können darüber hinaus patientenindividuell konfiguriert werden. Genau dieser Aspekt adressiert eine der schärfsten juristischen Anforderungen im deutschsprachigen Raum: die Pflicht zur individuellen Aufklärung. Ein personalisiertes Video erhöht das Verständnis des Patienten für Risiken, Komplikationen und Alternativen signifikant – ein entscheidender Baustein für eine valide Einwilligung. Das Ergebnis ist ein Informed Consent, der weniger fehleranfällig ist, besser verstanden wird und in der Behandlungspraxis zu mehr Sicherheit führt, weil Patienten realistischer vorbereitet sind und postoperative Empfehlungen besser einhalten.

3. Prozesssicherheit und Standardisierung als Grundlage rechtlicher und medizinischer Robustheit

Variabilität ist einer der größten Risikotreiber in klassischen Aufklärungsgesprächen. Unterschiedliche Darstellungsweisen, Zeitdruck und individuelle Gesprächsführung können zu Lücken oder unvollständigen Informationen führen – mit direkten Auswirkungen auf die Rechtssicherheit und die Behandlungsqualität. Video-assistierte Aufklärung eliminiert diese Variabilität, indem sie einen standardisierten Qualitätsbaseline schafft. Jeder Patient erhält alle relevanten Informationen in konstanter, medizinisch korrekter Tiefe und Struktur. Für das ärztliche Team bleibt genügend Raum, individuelle Fragen zu adressieren und patientenspezifische Aspekte zu vertiefen. Gleichzeitig sorgt die digitale Dokumentation dafür, dass der gesamte Aufklärungsprozess transparent nachvollziehbar bleibt – ein entscheidender Vorteil in Audits, QM-Prozessen oder juristischen Auseinandersetzungen. Kliniken sichern sich damit sowohl medizinisch als auch forensisch ab und erhöhen die Prozesssicherheit spürbar.

4. Steigerung des Patientenverständnisses als Treiber für bessere Outcomes und höhere Genesungsraten

Video-basierte Aufklärung zahlt in einer Dimension ein, die in der klassischen Aufklärungsforschung häufig unterschätzt wird: Sie verbessert die Aufnahmefähigkeit, das Verständnis und die Selbstwirksamkeit der Patienten. Visuelle Inhalte reduzieren kognitive Belastung, strukturieren komplexe Informationen und schaffen ein präziseres Erwartungsmanagement. Patienten, die besser verstehen, was auf sie zukommt, zeigen nachweislich weniger präoperative Angst, eine höhere Compliance und eine bessere Adhärenz in der postoperativen Phase. Dies führt zu klaren klinischen Vorteilen: geringere Komplikationsraten, bessere Genesungsverläufe und eine höhere Gesamtzufriedenheit mit der Behandlung. Informed Consent wird damit nicht nur formell korrekt erteilt – er wird funktional wirksam, weil Patient und Behandlungsteam besser zusammenarbeiten. Das ist ein entscheidender Hebel für Qualitätssicherung, Outcome-Optimierung und nachhaltige Patientenzufriedenheit.

FAQ

Ja. Sowohl in Deutschland (§ 630e BGB) als auch in Österreich (OGH-Judikatur, ÄrzteG) darf die ärztliche Aufklärung durch audiovisuelle Medien ergänzt, aber nicht ersetzt werden. Das persönliche Arzt-Patienten-Gespräch bleibt obligatorisch.

Ja. Standardisierte, dokumentierbare Inhalte verringern Aufklärungsfehler und schließen Dokumentationslücken – ein zentraler forensischer Risikofaktor.

Die Studie der Uniklinik Würzburg ergab bei 101 Patient:innen 68–78 % weniger ärztliche Aufklärungszeit, ohne Qualitätsverlust.

Ja. Visuelle Inhalte steigern das Verständnis komplexer Eingriffe und reduzieren präoperative Angst.

Ja. medudoc-Patientenaufklärungen sind modular, personalisierbar und lassen sich klinikweit standardisiert ausrollen.